Abschied vom Sterrebos

Letzter Kletterer aus dem Eichenwald entfernt

Während überall die Motorsägen dröhnten, wurde am Dienstag, dem 8. Februar, der letzte Kletterer – Ed – aus dem Sterrebos geholt. Mit einem extra hohen Kran, weil sowohl die Hubarbeitsbühne als auch die Polizeikletterer ihn nicht erreichen konnten. Damit ging ein ereignisreicher Tag zu Ende, der mit der Ankündigung von de Groene Sporenwolf begann, dass sie nach einem Millionendeal mit dem Autohersteller VDL ihre Klage gegen die Fällung des Sterrebos zurückgezogen haben. Unmittelbar danach kam ein riesiges Polizeiaufgebot, um den Wald zu räumen.

Ella de Beuk: „Wir sind sehr stolz auf die Kletternden, die bis zum letzten Moment gekämpft haben, um diesen besonderen Wald von hohem ökologischen Wert zu retten. In den letzten Monaten und Wochen hat VDL seine Machtposition genutzt, um alle gegeneinander auszuspielen: Mitarbeiter*innen gegen Aktivist*innen und Interessengruppen gegen Umweltschützer*innen. In kürzester Zeit verwandelten sie den Wald mit Hilfe der Polizei in eine regelrechte Festung und kauften Bedenkenträger*innen auf (die Reitschule) oder bestachen sie (de Groene Sporenwolf). Wenn man Geld hat, kann man alles machen, daran ist man in dem Milliarden-Dollar-Unternehmen gewöhnt. Aber nicht alles steht zum Verkauf.“

Dankbar

Wir haben 12 Tage lang ausgeharrt, etwa 25 Aktivist*innen haben eine oder mehrere Nächte in einem Baum verbracht, und etwa 45 Personen wurden festgenommen. Dutzende weitere Personen sind direkt an der Organisation dieser Aktion beteiligt (Medien, Küche, Logistik usw.). Und dann gibt es noch viele, viele Menschen, die uns unterstützt haben, indem sie Waren oder Geld gespendet haben, bei allen möglichen Aufgaben geholfen haben, zu den Demos gekommen sind, Briefe und E-Mails geschickt oder in den sozialen Medien auf die Aktion aufmerksam gemacht haben. Wir sind überwältigt von der Unterstützung, die wir aus allen Teilen des Landes und insbesondere aus Limburg erhalten haben.

Verhaftungen und Gewalt

Alle festgenommenen Kletter*innen wurden auf die Polizeiwache in Maastricht gebracht und nach 6 Stunden wieder freigelassen. Am frühen Nachmittag griffen Polizeikletterer bei der Verhaftung einen Aktivisten an. Ein Video davon ist auf Twitter zu sehen. Die Polizei verweigerte teils Journalist*innen, darunter auch von NOS, während der Räumung den Zugang zum Wald.

Kompensationsgeschäfte

Red Het Sterrebos lehnt das Entschädigungsangebot für den Sterrebos ab. Viele Ökolog*innen betonen, dass es nicht möglich ist, ein Ökosystem zu ersetzen, das seit mindestens 200 Jahren relativ ungestört geblieben ist. Diese Art von Wald wird in den Niederlanden immer seltener und ist vor allem in Limburg zu finden. Die Möglichkeit, dass man später zu dem Schluss kommt, dass diese Abholzung rechtlich nicht korrekt war, ist vorhanden. Genauso wie die Chance, dass VDL nicht den gewünschten Deal mit Rivian – Hersteller von Elektro-SUVs – bekommt und der Wald umsonst abgeholzt wird.

Wir haben auch gewonnen

War die Waldbesetzung sinnlos? Nein, das war sie sicher nicht. Die Wälder sind überall in den Niederlanden bedroht. Und auch dank des Sterrebos sind immer mehr Menschen bereit, mit allen Mitteln gegen noch mehr Abholzung zu kämpfen. Jedes Unternehmen, jede*r Projektentwickler*in und jede*r andere potenzielle Naturzerstörer*in ist gewarnt: Man kann einen Wald nicht einfach abholzen. Wir sind gestärkt daraus hervorgegangen, mit mehr Leuten, besser organisiert und ausgebildet. Und wir sind bereit für mehr. In Zeiten der Klimakrise und der Krise der Artenvielfalt müssen wir die Natur erweitern. Ist ein weiterer Wald bedroht? Wir klettern in die Bäume!